Das Atmen wieder lernen

Alexander Clausmeier ist Atmungstherapeut am Krankenhaus Lübbecke

Alexander Clausmeier arbeitet als Atmungstherapeut am Krankenhaus Lübbecke. Fotos: Sven Olaf Stange/MKK

Nach einer künstlichen Beatmung muss das eigenständige Atmen erst wieder erlernt werden. Atmungstherapeut Alexander Clausmeier am Krankenhaus Lübbecke unterstützt Patientinnen und Patienten dabei, sich von der Beatmung zu entwöhnen und schneller in ihren Alltag zurück zu finden.

Alexander Clausmeier ist seit mehr als 30 Jahren in der Pflege tätig, 1992 hat er seine Krankenpflegeausbildung am Krankenhaus Bad Oeynhausen begonnen. Seit 2007 arbeitet der gelernte Krankenpfleger auf der Intensivstation im Krankenhaus Lübbecke. „Mein größter Antrieb in meinem Beruf ist Menschen zu helfen“, erzählt Alexander Clausmeier. Seit dem vergangenen Jahr ist der Intensivpfleger als Atmungstherapeut im Krankenhaus Lübbecke im Einsatz: „Ich habe mich schon immer viel mit dem Thema ‚Beatmung‘ auseinandergesetzt. Das ist ein sehr großes und komplexes Thema im Rahmen der Versorgung kritisch Kranker in der Intensivmedizin. Zusätzlich ist die Beatmung gerade im Zusammenhang mit verschiedenen Lungenerkrankungen immer wieder eine große Herausforderung, die ein speziell geschultes Behandlungsteam erfordert.“

Mit der Klinik für Kardiologie und Pneumologie unter der Leitung von Dr. Thomas Wege am Krankenhaus Lübbecke im Jahr 2019, entstand auch der Bedarf an einem Atmungstherapeuten. „Es hat dann noch einige Zeit gedauert und im Jahre 2021 habe ich meine Weiterbildung zum Atmungstherapeuten an der Thoraxklinik Heidelberg begonnen und 2023 erfolgreich abgeschlossen“, erzählt Alexander Clausmeier.

Atmungstherapeutinnen oder -therapeuten sind erfahrene Spezialkräfte in der Betreuung von Menschen mit Erkrankungen, die direkt oder indirekt die Atmungsorgane betreffen. Sie arbeiten weitgehend selbstständig unter der Supervision einer Fachärztin oder eines Facharztes und stellen ein wichtiges Bindeglied im multiprofessionellen Intensivteam dar.

„Wir haben ein sehr vielfältiges Tätigkeitsfeld. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Atmungstherapeuten gehört die Betreuung und Versorgung von künstlich beatmeten Intensivpatienten und deren Entwöhnung vom Intensivrespirator. Dabei wird im gesamten interdisziplinären Team ein Therapiekonzept gestaltet, das Patientinnen und Patienten bestmöglich bei der Rückkehr zur eigenen, normalen Atmung unterstützt,“ erklärt der Lübbecke Atmungstherapeut.

Ein großer Teil der Arbeit von Alexander Clausmeier findet auf Intensivstation und der Weaning-Einheit statt. Mit dem Begriff Weaning bezeichnet man in der Intensivmedizin und der Anästhesie die Phase, in welcher die „Entwöhnung“ eines beatmeten Patienten von einer maschinellen Atemunterstützung (Beatmungsgerät) stattfindet.

Hier arbeitet der Atmungstherapeut eng mit dem Pflegepersonal, Therapeut*innen und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zusammen, um für die beatmeten Patientinnen und Patienten individuelle Konzepte auszuarbeiten und Ziele festzulegen.

Der Atmungstherapeut erklärt: „Ich nehme auch an den wöchentlichen Weaning-Teambesprechungen teil und bringe hier meine Sicht auf die Patienten ein. Das betrifft in meinem Fall den Blick auf die Blutgasanalysen, gewählte Beatmungseinstellungen, Besonderheiten rund um den Atemwegszugang und das Festlegen von Wochenzielen.“

Ein weiteres großes Feld ist die Einleitung von nichtinvasiven Beatmungen (NIV) mittels spezieller Masken und Geräte. Die Anleitung betroffener Patienten und deren Angehörigen und die Überleitung nach Hause. Die Patienten werden regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen einbestellt und auch wieder vom Atmungstherapeuten mitbetreut.

Auch Schulungen von Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen für Inhalationstherapien ist eine der Aufgaben des Atmungstherapeuten. Die korrekte Durchführung dieser Therapien, gerade zu Hause, „ist ausschlaggebend für den Krankheitsverlauf“, so Alexander Clausmeier. Der Atmungstherapeut brennt für seinen Job: „Die Mischung aus eigenständiger Arbeit, hoher Eigenverantwortlichkeit, Flexibilität und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen machen meine Tätigkeit erst zu dem was sie ist. Für mich: Der beste Job der Welt!“

Pflegedirektorin Urte Abbate ist von dem Konzept, alles rund um die Atmung in die Hand von versierten Fachkräften zu legen, begeistert: „Dieses Tätigkeitsfeld gab es zuvor im Krankenhaus Lübbecke nicht – das wir jetzt einen ausgebildeten Atmungstherapeuten haben, erhöht die Versorgungsqualität deutlich. Außerdem wird die Vielfältigkeit der Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildung in dem Berufsfeld Pflege an diesem Beispiel sichtbar.“

Stillstand kennt Alexander Clausmeier nicht, er hält auf verschiedenen Kongressen in ganz Deutschland Vorträge zu Themen wie Sedierung, Beatmung und Weaning. Außerdem wurde seine Abschlussarbeit über Inhalationstherapien bei geriatrischen Patientinnen und Patienten auf dem diesjährigen Pneumologie Kongress im März in Mannheim als eine der besten Abschlussarbeiten Deutschlands honoriert. „Das macht mich natürlich sehr stolz und war eine tolle Würdigung meiner Arbeit“, sagt Alexander Clausmeier. Der Lübbecker Atmungstherapeut in außerdem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

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