Die Notfallversorgung in Lübbecke ist seiner Zeit voraus

Krankenhaus und KVWL arbeiten als Integriertes Notfallzentrum

Zusammen für eine optimale Versorgung der Notfallpatientinnen und -patienten: (von links) die Notfallpflegerin Bettina Isaak, der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme Dr. Jens Tiesmeier und die Koordinatorin der KVWL-Notfallpraxis Jessica Fischgrabe. Foto: MKK/Christian Busse

 Im Krankenhaus Lübbecke hat die Zukunft der Notfallversorgung bereits begonnen. Die Zentrale Notaufnahme und die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe betreiben für die Patientinnen und Patienten eine gemeinsame Anlaufstelle im Krankenhaus Lübbecke. Das Konzept wird in der Fachwelt als Integriertes Notfallzentren (INZ) beschrieben und soll nach Willen des Bundesgesundheitsministers künftig flächendeckend eingeführt werden. Seit Jahren wird zwischen den Fachgesellschaften, den Verbänden und dem Bundesgesundheitsministerium an den Details dieser Integrierten Notfallzentren gefeilt.

Das Kernstück dieses Konzepts – nämlich die direkte Zusammenarbeit der Notaufnahmen und der Notfallpraxis – ist in Lübbecke seit einigen Jahren gelebter Alltag. „In Lübbecke sind wir mal wieder einen Schritt weiter. Bei dem Umbau der Zentralen Notaufnahme haben wir die räumliche Trennung zwischen Notfallpraxis und Notaufnahme aufgehoben. Seitdem arbeiten wir zum Wohle der Patientinnen und Patienten mit der Notfallpraxis der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten eng zusammen“, kommentiert der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme am Krankenhaus Lübbecke Dr. Jens Tiesmeier.

Normalerweise müssen Patientinnen und Patienten selbst entscheiden, welches Versorgungsangebot sie im Notfall in Anspruch nehmen: die Notfallpraxis der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte oder die Zentrale Notaufnahme des Krankenhauses. Selbst wenn die Notfallpraxis – wie häufig der Fall –  im Krankenhaus seine Räume hat, sind beide Institutionen üblicherweise strikt getrennt – inklusive eigener Anmeldung und Wartebereiche.

In einer Notfallpraxis werden die Verletzungen oder Erkrankungen behandelt, die nicht bis zur nächsten regulären Sprechzeit eines niedergelassenen Arztes warten können. Das sind zum Beispiel körperliche Beschwerden bei Bluthochdruck oder kleinere Verletzungen. In einer Zentralen Notaufnahme werden alle schweren Erkrankungen oder Verletzungen behandelt, beispielsweise bei Bewusstlosigkeit, starken Brust- oder Herzschmerzen mit oder ohne Atemnot, Blutvergiftungen oder Unfälle mit Knochenbrüchen oder dem Verdacht auf innere Verletzungen.

In der Realität sind viele Patientinnen und Patienten in der aufwühlenden und emotional schwierigen Situation eines Notfalls mit dieser Entscheidung überfordert. Das kann dazu führen, dass Patientinnen und Patienten mit einer leichten Verletzung oder Erkrankung in der Notaufnahme landen und dort eventuell lange warten müssen, obwohl sie eigentlich in der Notfallpraxis individuell besser und sehr viel schneller versorgt worden wären. Andersherum ist es noch fataler: Sucht ein Patient beispielsweise mit einem Schlaganfall oder Herzinfarkt erst eine Notfallpraxis auf, vergeht wertvolle Zeit bis zu einer adäquaten Behandlung in einem Krankenhaus.

„In einem Integrierten Notfallzentrum brauchen sich die Patientinnen und Patienten um die Frage nach dem wohin keine Gedanken mehr machen. Sie kommen einfach an die gemeinsame Anmeldung und werden dort von medizinisch geschulten Fachpersonal triagiert und entsprechend der Beschwerden der Notfallpraxis oder der Notaufnahme zugeordnet. Da sich am Krankenhaus Lübbecke alles in den gleichen Räumen abspielt, wissen die Patientinnen und Patienten oftmals gar nicht, ob sie gerade von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Notfallpraxis oder den Ärztinnen und Ärzten des Krankenhauses behandelt werden“, sagt Dr. Hermann Lorenz, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke.    

Für die Patientinnen und Patienten hat diese Zusammenarbeit nur Vorteile: Neben dem geringstmöglichen Zeitverlust bis zur medizinischen Versorgung, profitieren sie auch von dem fachlichen Austausch zwischen den Ärztinnen und Ärzten der beiden Systeme. „Es ist einfach so, dass man mal schnell fragen kann. Manche Verletzung oder Erkrankung sehen wir im Krankenhaus einfach häufiger als in einer Arztpraxis. Andersherum gibt es auch Diagnosen, wo wir als Klinikärzte unsicher sind. Der kollegiale Austausch bei der Tür-an-Tür Lösung ist einfach das Beste für die Patientinnen und Patienten“, sagt Dr. Jens Tiesmeier.

Die Notfallpraxis und die Zentrale Notaufnahme am Krankenhaus Lübbecke übernehmen die Notfallversorgung für das gesamte Lübbecker Land. Knapp 30.000 Patientinnen und Patienten werden in der Zentralen Notaufnahme sowie 11.000 in der Notfallpraxis pro Jahr behandelt.  „Das Krankenhaus Lübbecke verfügt über eine moderne und leistungsstarke Notaufnahme mit einem Schockraum, einem integrierten Notfall-OP sowie elf weiteren spezialisierten Behandlungsräumen. Labor- und Ultraschalluntersuchungen bis hin zur Computertomographie stehen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Oftmals werden 100 Patientinnen und Patienten täglich versorgt. Erst kürzlich wurde die Zentrale Notaufnahme als Traumazentrum ohne Beanstandungen und mit Bestnoten rezertifiziert. Bei der Umgestaltung der Notaufnahme hat man damals in weiser Voraussicht die baulichen Anforderungen einer integrierten Notfallversorgung berücksichtigt. Und durch die gute Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe können wir damit schon heute die Notfallversorgung der Zukunft hier in Lübbecke anbieten“, sagt Dr. Ansgar Hörtemöller, Geschäftsführender Direktor am Krankenhaus Lübbecke.

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