Krankenhausplan stärkt Mühlenkreiskliniken

Universitätsklinikum Minden und AVK erhalten erweiterten Versorgungsauftrag

Die Mühlenkreiskliniken haben im Wesentlichen alle Leistungsgruppen erreicht, die beantragt wurden. Der Versorgungsauftrag der Krankenhäuser der Mühlenkreiskliniken für die Bürgerinnen und Bürger in OWL wurde bestätigt und gestärkt.

Die von der Landesregierung veröffentlichten Daten für die Anhörung zum Krankenhausplan werden von den Mühlenkreiskliniken größtenteils positiv beurteilt. „Das Land NRW geht wie angekündigt konsequent den Weg der Konzentration und Spezialisierung von medizinischen Leistungen. In unserem Verbund von Krankenhäusern sind wir seit vielen Jahren genau auf diesem Weg unterwegs. Daher überrascht es mich auch nicht, dass die Landesregierung unseren Kurs im Grundsatz bestätigt“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier die Veröffentlichung der Anhörungsdaten durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Die Mühlenkreiskliniken haben im Wesentlichen alle Leistungsgruppen erreicht, die beantragt wurden. Besonders gestärkt wurden das Universitätsklinikum Minden und die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen. „Das Universitätsklinikum Minden wurde als klarer Maximalversorger für die Region OWL herausgestellt. In allen internistischen und chirurgischen Fachgebieten wurde dem Johannes Wesling Klinikum ein umfassender Versorgungsaufrag erteilt“, freut sich der Geschäftsführende Direktor des Universitätsklinikums Minden Olaf Klok. Insbesondere in der hochkomplexen Chirurgie wie der Thorax-, Ösophagus,- und Pankreaschirurgie wurde die herausgehobene Stellung des Klinikums aus Düsseldorf bestätigt. Aber auch in der Neurochirurgie, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Hals-Nasen-Ohrenchirurgie, der Gefäßchirurgie sowie der Urologie und der Gynäkologie wird der Versorgungsauftrag in Minden gestärkt. Gleiches gilt für den gesamten Bereich der Neurologie, der Kardiologie, der Onkologie und der übrigen Inneren Medizin, wo dem Universitätsklinikum auch die komplexen Leistungsgruppen zugesprochen wurden.

Klar gestärkt wurden auch die Universitätskliniken für Kinder- und Jugendheilkunde sowie für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Johannes Wesling Klinikum, die nicht nur weiterhin als Perinatalzentrum Level 1 sondern auch als Perinatalzentrum Level 2 und als Kinderonkologie klassifiziert sind. „Das ist eine wichtige Botschaft für alle Eltern in der Region. Die medizinische Behandlung von extremen Frühchen und von krebserkrankten Kindern zieht sich oft über viele Monate hin. Große Entfernungen zum Wohnort werden durch lange Fahrzeiten zu einer echten zusätzlichen Herausforderung für junge Familien. Deshalb freut es uns, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern weiterhin diese Behandlungen wohnortnah anbieten können“, sagt der Geschäftsführende Direktor des Johannes Wesling Klinikums Olaf Klok.

Die Auguste-Viktoria-Klinik wird von der Landesregierung als Kompetenzzentrum für Orthopädie und Endoprothetik gestärkt. Als einer der wenigen Anbieter erhält die AVK die Erlaubnis für die Revisionsendoprothetik – also den Austausch künstlicher Gelenke. Hier plant der Gesetzgeber eine deutliche Verknappung der Anbieter. Von 19 antragsstellenden Kliniken im Bereich Hüfte und Knie wurden lediglich fünf ausgewählt – darunter die Auguste-Viktoria-Klinik mit der mit Abstand höchsten Fallzahl. Auch bei der Wirbelsäulenchirurgie wird die orthopädische Fachklinik gestärkt.

Die Krankenhäuser Lübbecke und Bad Oeynhausen erhalten ihren Status als Regelversorger mit jeweils vertiefenden Schwerpunkten. Das Krankenhaus Bad Oeynhausen erhält den Zuschlag für die Leistungsgruppen der Gefäßchirurgie, unter anderem zur Behandlung von Bauchaortenaneurysma und von peripheren arteriellen Gefäßen. Auch die Leistungsgruppe komplexe Gastroenterologie sowie die Gynäkologie und die Geburtshilfe wird dem Krankenhaus Bad Oeynhausen zugesprochen.

Das Krankenhaus Lübbecke bleibt ein vollwertiges Endoprothetikzentrum. Sowohl für die Hüfte als auch für das Knie wurde dem Krankenhaus Lübbecke der Zuschlag erteilt. Lediglich Revisionseingriffe sind künftig nicht mehr möglich. Diese werden in der Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen konzentriert. Außerdem behält das Adipositaszentrum OWL in Lübbecke seinen Versorgungsauftrag. Das zertifizierte Zentrum hat zuletzt jährlich etwa 100 Magenverkleinerungen durchgeführt und wuchs beständig. In Zertifizierungsprozessen wurde dem Zentrum stets Bestleistungen attestiert. Dennoch war es in den Vorgesprächen zum Krankenhausplan von den Kostenträgern als nicht versorgungsrelevant in Frage gestellt worden. „Dass wir sowohl das Endoprothetikzentrum als auch das Adipositaszentrum halten können, zeigt, welche hervorragende Qualität wir anbieten. Unsere Argumente wurden gehört“, sagt der Geschäftsführende Direktor Dr. Ansgar Hörtemöller. Auch die Urologie sowie die Gynäkologie und Geburtshilfe wurden am Krankenhaus Lübbecke bestätigt. Zusätzlich übernimmt das Krankenhaus Lübbecke die Leistungen aus den grundlegenden Leistungsgruppen Allgemeine Chirurgie, Allgemeine Innere Medizin, Intensivmedizin und Geriatrie. Wie das Ministerium bereits Anfang Juni bekannt gegeben hat, konnte das Krankenhaus Rahden diese Basis-Leistungsgruppen nicht erreichen. 

Das Medizinische Zentrum für Seelische Gesundheit erhält erwartungsgemäß einen klaren Versorgungsauftrag für die stationäre und teilstationäre psychiatrische und psychosomatische Medizin.

Konzentriert werden künftig in den Mühlenkreiskliniken die tiefen Rektumseingriffe, die Behandlung von Ovarialkarzinomen und Eingriffe an der Halsschlagader. Diese Behandlungen werden künftig ausschließlich im Johannes Wesling Klinikum durchgeführt. Die Revisionsendoprothetik wird in der Auguste-Viktoria-Klinik konzentriert. Der Einsatz von künstlichen Kniegelenken wird künftig ausschließlich im Krankenhaus Lübbecke und in der Auguste-Viktoria-Klinik angeboten.

Nicht erreicht werden konnten die Leistungsgruppen für die Behandlung mit Cochlea-Implantaten und zur Durchführung von Leberoperationen. „Wir werden prüfen, inwieweit wir uns gegen diese Nichtzuweisung wehren. Insbesondere bei den Cochlea-Implantaten haben wir mit Universitätsprofessor Dr. Stefan Volkenstein einen ausgewiesenen bundesweiten Experten auf diesem Gebiet für uns gewinnen können, der sich sowohl in der praktischen Medizin als auch in seiner wissenschaftlichen Forschung mit Cochlea-Implantaten sowie deren KI-gestützten Weiterentwicklung beschäftigt. Die Nichtzuweisung wurde ausschließlich mit geringen Fallzahlen in der Vergangenheit begründet; nicht mit fehlender Technik oder Know-how. Da Universitätsprofessor Dr. Stefan Volkenstein und sein Team erst im vergangenen Jahr die ersten Cochlea-Operationen im Johannes Wesling Klinikum operiert haben, ist das aus unserer Sicht kein relevantes Kriterium“, sagt der Geschäftsführende Direktor des Universitätsklinikums Minden Olaf Klok.

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