Tierische Unterstützung bei Demenz

Interaktive Robbe unterstützt das Krankenhaus Lübbecke und das Zentrum für Seelische Gesundheit bei ihrer täglichen Arbeit

Sie ist 60 Zentimeter lang, wiegt fast drei Kilo, hat ein weiches Fell, große Kulleraugen und quietscht glücklich, wenn man sie berührt. Die Rede ist vom neuen Familienzuwachs Robbi – eine interaktive Roboter-Robbe, die zukünftig Demenzkranke im Krankenhaus in Lübbecke im Zentrum für Seelische Gesundheit (ZSG) je nach Wunsch motivieren oder auch beruhigen soll.

Sie ist 60 Zentimeter lang, wiegt fast drei Kilo, hat ein weiches Fell, große Kulleraugen und quietscht glücklich, wenn man sie berührt. Die Rede ist vom neuen Familienzuwachs Robbi – eine interaktive Roboter-Robbe, die zukünftig Demenzkranke im Krankenhaus in Lübbecke im Zentrum für Seelische Gesundheit (ZSG) je nach Wunsch motivieren oder auch beruhigen soll. Möglich macht dies eine hochsensible Elektronik, die sich im Inneren der süßen Robbe befindet und ganz empfindlich auf Berührungen, Bewegungen, Stimmen und Geräusche reagiert.

„Im Lübbecker Krankenhaus wird die tiergestützte Therapie mit lebenden Tieren als Instrument bereits erfolgreich bei der Arbeit mit Demenzerkrankten eingesetzt. Allerdings besteht hier oft die Problematik, dass manche Menschen Angst vor Hunden haben oder sogar Allergien aufweisen. Dass könnte man durch den Einsatz von Robotik in der Pflege vermeiden. Da wir uns schon länger intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen, fanden wir den Einsatz einer interaktiven Robbe für eine gute zusätzliche Alternative. Aber vor allem im Hinblick auf die Weiterentwicklung unseres ‚Demenzsensibles Krankenhaus‘ ist die interaktive Robbe ein wichtiger Schritt“, erklärt Dr. Ansgar Hörtemöller, geschäftsführender Direktor des Krankenhauses Lübbecke die Entscheidung.

Finanziert wurde die Robbe durch die Bierbrunnenfestspende, die durch die idealen Wetterbedingungen im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreichte. Die Lübbecker Familienbrauerei Barre überreichte an den Freundeskreis des Krankenhauses Lübbecke einen Betrag von 8.000 Euro, generiert aus dem Erlös des Bierausschanks am „Tag des Bierbrunnens“ in Lübbecke. „Freibier wird beim Bierbrunnenfest heute nicht mehr ausgeschenkt. Stattdessen spendet die Privatbrauerei Barre seit 1994 den gesamten Erlös aus dem Bierausschank am Sonntag an lokale, wohltätige Zwecke. Diese Spenden sollen stets einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger von Lübbecke schaffen. Das Krankenhaus in Lübbecke sichert die medizinische Versorgung unserer Region, unserer Heimat. Eine Spende ans Krankenhaus ist daher eine Spende zum Wohl aller Lübbeckerinnen und Lübbecker“, sagt Marketingleiterin Maike Materla.

„Wir freuen uns sehr, dass die Firma Barre sich für eine Spende an das Krankenhaus Lübbecke entschieden hat. Das Geld wurde auch direkt für ein Projekt eingesetzt. Die Anschaffung einer Roboter-Robbe soll zukünftig bei der Betreuung von Demenzpatienten Unterstützung leisten. Natürlich wird diese Art von Robotern keine Menschen ersetzen können und sollen sie auch nicht. Es geht vielmehr darum, die Pflegearbeit durch die Robbe zu unterstützen und das möchten wir unterstützen“, so Vorsitzende Ursula Kühn vom Freundeskreis Krankenhaus Lübbecke. Die Robben können bei Demenzkranken zu mehr Lebensqualität beitragen, indem sie einfach zwischendurch da sind und die meist älteren Menschen die Robbe betüdeln und knuddeln können, wenn ihnen danach ist.

Der interaktive Sattelrobbenroboter – wie er fachlich genannt wird – hilft aber nicht nur Demenzpatienten, er kann im Krankenhaus auch auf anderen Stationen vielseitig zum Einsatz kommen. Denn die Robbe unterstützt auch Menschen mit anderen Erkrankungen wie Angstzustände oder Depressionen. Vor allem Menschen, die selbst ein Haustier hatten, reagieren meist sehr positiv auf eine tiergestützte Therapie – egal, ob es ein lebendiges Tier ist oder eine interaktive Robbe. „Die Patientinnen und Patienten erinnern sich an diese Zeit zurück und erzählen mit einem Lächeln von ihren Tieren. Es vermittelt ihnen ein positives Gefühl und das kann für deren weiteren Krankheitsverlauf schon sehr wichtig sein“, weiß Meike Knost, Pflegewissenschaftlerin am Krankenhaus Lübbecke. „Die Robbe kann zudem dazu beitragen, Zugang zu an Demenz erkrankten Personen herzustellen – besonders im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind positive Emotionen von besonderer Bedeutung“, so Knost weiter. Sie hat sich selbst sehr für den Einsatz der Robbe eingesetzt und zu den Möglichkeiten und Grenzen im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten im Krankenhaus recherchiert. „Wir bekommen immer wieder die Frage gestellt, warum es ausgerechnet eine Robbe ist? Die Antwort ist ganz einfach: mit Robben haben die wenigsten Menschen eine negative Assoziation. Jeder der bei uns bisher Kontakt mit der Robbe hatte, war direkt schockverliebt und hat sie gestreichelt. Anders sieht es häufig bei Katzen und Hunden aus, die oft eher polarisieren“, ergänzt sie.

Robbi, wie sie liebevoll von allen genannt wird, befindet sich momentan auf der Station 1 A, wo sie derzeit in der Eingewöhnungsphase ist. Der Name Robbi soll es für die älteren Menschen einfacher machen, sich den Namen merken zu können. Zudem ist er genderneutral und klingt irgendwie auch sehr niedlich. Die Eingewöhnung dauert zunächst erst einmal drei Monate, in denen Robbi die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Station kennenlernt. In der Eingewöhnung lernt die Robbe durch wiederholte Ansprache, dass sie ihren Kopf in Richtung der ansprechenden Stimme bewegt oder auf Berührungen zu reagieren. Sie imitiert die Laute einer echter Sattelrobbe und ändert diese in Abhängigkeit, wie sie angesprochen oder angefasst wird. Die Robbe lernt täglich dazu. „Bereits 21 Mitarbeitende wurden in der Handhabung mit der Robbe eingewiesen. Wir sind dazu verpflichtet, da es sich bei der Robbe um ein Medizinprodukt handelt. Weitere Kolleginnen und Kollegen folgen nach und nach“, so die Pflegewissenschaftlerin. Danach kann das niedliche Tier auch von anderen Stationen ausgeliehen und für die jeweilige Therapie unterstützend eingesetzt werden. „Bislang liegen uns sehr wenig wissenschaftliche Erfahrungsberichte zum Einsatz der Robbe in Kliniken in Deutschland vor“, so die Pflegewissenschaftlerin. „Deshalb wäre es gut, unsere Erfahrungen wissenschaftlich zu untersuchen und zu belegen“.

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